Nicht auf der Tagesordnung
In der Frage der "polnischen Minderheit" geht es um eine pragmatische Lösung / Von Konrad Schuller
WARSCHAU, 1. Januar
Das Aide-Mémoire, das der polnische Außenminister Sikorski dem Auswärtigen Amt im Dezember übermittelt hat, wirft zum ersten Mal auf regierungsamtlicher Ebene die Frage auf, ob unter den knapp zwei Millionen Bewohnern Deutschlands, die aus Polen eingewandert sind, zumindest einige als "nationale Minderheit" gelten müssten. Dabei wird klar, dass Sikorski das im Grunde glaubt: In seiner Note heißt es, der These von der Existenz einer solchen Minderheit könne man "kaum rationale Begründung absprechen". Andererseits aber ist das Papier von dem Bemühen geprägt, die Beziehungen zu Deutschland durch solche Behauptungen nicht zu belasten. Trotz allen Verständnisses für die "Minderheit" nämlich macht sich Warschau das Verlangen ihrer Funktionäre nach offizieller Anerkennung nicht zu eigen. In amtlichen Texten des Außenministeriums über die Polen in Deutschland taucht dementsprechend die Formel "nationale Minderheit" nach wie vor nicht auf.
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