hib - heute im bundestag Nr. 065
Neues aus Ausschüssen und aktuelle parlamentarische Initiativen
1. Antidopingbericht 2008: Knapp zwei Drittel der Verbände müssen Teile der Zuwendungen rückerstatten
Sportausschuss
Berlin: (hib/HAU/LEU) 19 von 60 überprüften Sportfachverbänden haben laut Antidopingbericht im Jahr 2008 Mängel bei der Umsetzung des Nada-Codes (Nationale Antidoping-Agentur) und der mit dem Zuwendungsbescheid des Bundesinnenministeriums (BMI) verbundenen Auflagen zu verzeichnen. Das teilte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Christoph Bergner (CDU) in der Sitzung des Sportausschusses am Mittwochnachmittag mit. Diese Verstöße, so Bergner weiter, seien mit finanziellen Rückforderungen an die Verbände verbunden. Diese bewegten sich in Abhängigkeit von der Schwere der Verstöße zwischen 1 und 16 Prozent der Zuwendungen. Bergner stellte klar, dass die Mittel dem Sport nicht verloren gingen. Wie in den Haushaltsberatungen verabredet, würden sie für die Dopingprävention verwendet.
Der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB),
Michael Vesper, sagte, es sei für den DOSB entscheidend, dass durch die
Verstöße der Antidopingkampf nicht beschädigt worden sei. Vielfach seien
fehlerhafte Antidopingklauseln in den Arbeitsverträgen ”auch von
Buchhaltern und Reinigungskräften“ Grund für die Sanktionierung gewesen.
Als ”unverhältnismäßig“ kritisierte der DOSB-Generaldirektor die Strafe
gegen den Bob- und Schlittenverband wegen Verstößen bei den
Wettkampfkontrollen. In diesem Fall habe es sich lediglich um eine
Meldung an das falsche Labor gehandelt.
Die Nada sei damit beauftragt, die Selbstauskünfte der Verbände zu
bündeln und auszuwerten, sagte Nada-Geschäftsführer Göttrik Wewer.
Welche zuwendungsrechtlichen Konsequenzen sich daraus ergeben würden sei
allein eine Frage des BMI. Für die Nada stelle sich eher die Frage, ob
man einen eventuellen Dopingfall in dem Verband sanktionieren könne,
oder ob Verstöße des Verbandes dies verhindern würden. Aus Wewers Sicht
habe sich gezeigt, dass einige Mitarbeiter von Verbänden, die teils
ehrenamtlich arbeiteten, von den komplexen Vorschriften überfordert
seien. Gleichwohl müsse ”Bemühen und guter Wille erkennbar sein“.
Den Zeitrahmen für die Erstellung des Antidopingberichtes kritisierte
die SPD-Fraktion. Alle Verbände hätten im Grunde bis Ende März 2009 ihre
Angaben machen müssen. Es sei ”unerklärlich“ wie sich das BMI noch im
Jahr 2010 mit einigen Verbänden im Anhörungsverfahren befinden könne.
Auch der Verweis auf Fehler in Arbeitsverträgen ”von Putzfrauen und
Buchhaltern“ sei Fehl am Platze, sagte die SPD-Vertreterin. Es seien
auch Verträge mit Sportdirektoren nicht angepasst worden. ”Wir dürfen
hier nicht bagatellisieren, sonst leidet die Glaubwürdigkeit.“
Gründlichkeit sei wichtiger als Schnellschüsse, urteilte hingegen die
Unions-Fraktion. Die Gründe für die zeitliche Verzögerung seien durchaus
nachvollziehbar, hieß es. Festzustellen sei außerdem, dass es sich bei
den Mängeln ausschließlich um ”formale Verstöße“ handle. Dennoch sei
auch die Union an einer konsequenten Anwendung der Vorschriften
interessiert.
Von einer ”historischen Sitzung“ sprach der Vertreter der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen. Das Parlament habe mit dem Bericht ein Schwert
bei der Doping-Bekämpfung in der Hand. Nun müsse dieses noch geschärft
werden. Dazu müsse aus Sicht der Grünen die Katalogisierung der Verstöße
transparent begründet werden. ”Nicht akzeptabel“ sei jedoch die von
Staatssekretär Bergner geäußerte Ansicht, dass eine Erfüllungsquote von
etwa zwei Dritteln ein ”erfreuliches Ergebnis“ sei.
Auch die FDP-Fraktion sprach sich für ein konsequenten Vorgehen aus.
Wenn auch die Verstöße als Einzelfälle betrachtet ”verständlich“
erschienen, müsse Konsequenz bei der Umsetzung herrschen.
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